Balkonkraftwerk Stromzähler: Welcher ist erlaubt?

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By James

Es gibt zwei grundlegende Arten von Stromzählern, die für den Betrieb eines Balkonkraftwerkes in Frage kommen: elektronische Stromzähler und Ferraris-Stromzähler.

Elektronische Zähler nutzen moderne digitale Technologie, um den Stromverbrauch und die Stromeinspeisung zu messen. Sie arbeiten auf Basis von Messwandlertechnik und einem integrierten Computerchip. Vorteile sind eine hohe Messgenauigkeit sowie praktische Zusatzfunktionen wie die Fernauslesung.

Ferraris-Zähler hingegen sind mechanische Zähler, die nach dem Ferraris-Prinzip arbeiten. Sie nutzen ein rotierendes Metallrad, um die Drehbewegung beim Stromfluss in eine mechanische Zählung umzuwandeln. Sie sind robust, günstig und weit verbreitet. Nachteilig ist die geringere Messgenauigkeit.

Beide Zählertypen sind grundsätzlich für den Betrieb eines Balkonkraftwerks geeignet, sofern sie über eine Rücklaufsperre verfügen. Diese verhindert, dass eingespeister Strom vom Zähler falsch erfasst wird. Im Folgenden schauen wir uns die Details genauer an.

Einrichtungszähler

Einrichtungszähler, auch Einrichter oder Einweg-Zähler genannt, sind die einfachste Form von Stromzählern. Sie messen ausschließlich den Stromverbrauch in eine Richtung – vom Netz zum Verbraucher.

Einrichtungszähler können also nur den bezogenen Strom messen, nicht aber den selbst erzeugten Strom, der ins Netz eingespeist wird. Da Balkonkraftwerke aber Strom erzeugen und einspeisen, eignen sich Einrichtungszähler streng genommen nicht für den Betrieb eines Balkonkraftwerks. Sie würden die Einspeisung nicht erfassen.

Deswegen braucht man für den Betrieb eines Balkonkraftwerks einen Zweirichtungszähler, der neben dem Verbrauch auch die Einspeisung messen kann. Einrichtungszähler sollten daher gegen einen Zweirichtungszähler ausgetauscht werden, wenn man ein Balkonkraftwerk installieren möchte.

Zweirichtungszähler

Ein Zweirichtungszähler, auch bidirektionaler Zähler genannt, ist speziell für die Messung von selbst erzeugtem Solarstrom aus Photovoltaikanlagen geeignet. Im Gegensatz zum normalen Einrichtungszähler, der nur den Stromverbrauch in eine Richtung messen kann, ist der Zweirichtungszähler in der Lage, den Stromverbrauch und auch die Stromeinspeisung in das Stromnetz zu erfassen.

Zweirichtungszähler

Durch die getrennte Erfassung von Bezug und Einspeisung ist eine genaue Abrechnung des Solarstroms möglich. Der Zweirichtungszähler misst den ins Netz eingespeisten Solarstrom und den vom Netz bezogenen Strom separat. So kann der Überschussstrom vergütet und der Eigenverbrauch genau ermittelt werden. Zweirichtungszähler sind daher für alle Anlagenbetreiber mit Einspeisung empfehlenswert.

Ferraris-Zähler

Ferraris-Zähler sind mechanische Zähler, die durch ein rotierendes Metallscheibchen die Energie messbar machen. Das Scheibchen dreht sich proportional zum Stromfluss und der Zähler misst so die verbrauchte Energie. Diese Zählerart ist seit über 100 Jahren im Einsatz und funktioniert rein mechanisch ohne Elektronik.

Ferraris-Zähler

Der große Nachteil von Ferraris-Zählern ist, dass sie durch die Mechanik weniger genau sind als moderne digitale Zähler. Auch können Ferraris-Zähler nur in eine Richtung messen und sind damit für die Einspeisung von Solarstrom ungeeignet. Moderne Anforderungen wie die Erfassung des Lastgangs oder Rückwärtslauf können von diesen Zählern nicht abgebildet werden.

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Ferraris-Zähler haben zwar den Vorteil der Robustheit und Langlebigkeit, sind aber für den Betrieb von Balkonkraftwerken nicht optimal. Digitale Zweirichtungszähler mit Rücklaufsperre sind hier die bessere Wahl.

Digitale Zähler

Digitale Zähler messen den Stromverbrauch elektronisch anstatt mechanisch. Im Gegensatz zu den älteren Ferraris-Zählern kommen sie komplett ohne sich bewegende Teile aus.

Digitale Zähler

Der Strom fließt durch einen Stromwandler, der den Strom in eine proportionale Spannung umwandelt. Ein Analog-Digital-Wandler wandelt diese dann in einen digitalen Wert um, der vom Zähler ausgewertet wird.

Dadurch können digitale Zähler den Verbrauch sehr genau erfassen. Die Messung ist weniger anfällig gegenüber äußeren Einflüssen und alterungsbedingten Ungenauigkeiten. Moderne Zähler haben eine typische Genauigkeit von 0,5 bis 1 Prozent, während ältere Ferraris-Zähler bis zu 2 Prozent Ungenauigkeit aufweisen können.

Digitale Zähler bieten auch komfortable Funktionen wie die Fernauslesung über eine digitale Schnittstelle. Der Zählerstand und andere Informationen können so automatisch ausgelesen werden. Auch die Einbindung in ein Smart Home ist möglich.

Vorteile digitaler Zähler

Digitale Zähler haben gegenüber den älteren Ferraris-Zählern mehrere Vorteile:

  • Genauigkeit – Die modernen digitalen Zähler arbeiten mit einem elektronischen Messsystem, das wesentlich genauer ist als die mechanischen Systeme der Ferraris-Zähler. Damit kann der Stromverbrauch sehr exakt erfasst werden.

  • Zuverlässigkeit – Elektronische Zähler haben weniger Verschleißteile als die mechanischen Zähler. Somit treten weniger Ausfälle und Fehlmessungen auf. Die Messergebnisse sind verlässlicher.

  • Funktionen – Digitale Stromzähler verfügen über zahlreiche intelligente Funktionen, die bei den Ferraris-Zählern nicht möglich sind. Dazu gehören beispielsweise die Erfassung des Stromverbrauchs aufgeschlüsselt nach Tageszeiten oder die Fernauslesbarkeit des Zählers.

Wichtige Kriterien beim Stromzähler für Balkonkraftwerke

Bei der Wahl des geeigneten Stromzählers für den Betrieb eines Balkonkraftwerks gibt es einige wichtige Kriterien, auf die man achten sollte:

Rücklaufsperre

Ein Stromzähler für ein Balkonkraftwerk sollte unbedingt über eine Rücklaufsperre verfügen. Die Rücklaufsperre verhindert, dass der Zähler rückwärts läuft, wenn man Strom ins Netz einspeist. Ohne Rücklaufsperre würde die Einspeisung fälschlicherweise als Verbrauch registriert. Das verfälscht die gemessenen Werte.

Saldierender Zähler

Ein saldierender Zähler ist empfehlenswert. Er kann Verbrauch und Einspeisung messen und die Werte verrechnen. So wird der tatsächliche Netzbezug angezeigt. Ein Zähler ohne Saldierung addiert Verbrauch und Einspeisung – der tatsächliche Netzbezug ist dann nicht ersichtlich.

Zweirichtungszähler

Ideal ist ein digitaler Zweirichtungszähler. Dieser kann getrennt erfassen, wie viel Strom man bezieht und wie viel man einspeist. Die Werte werden nicht miteinander verrechnet. So hat man den genauesten Überblick über Erzeugung und Verbrauch.

Rücklaufsperre verhindert falsche Messung

Eine Rücklaufsperre ist ein wichtiges technisches Merkmal moderner Stromzähler. Sie verhindert, dass beim Einspeisen von Strom aus dem Balkonkraftwerk der Zähler rückwärts läuft und so den eingespeisten Strom als Verbrauch misst.

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Ohne Rücklaufsperre würde also fälschlicherweise ein viel höherer Stromverbrauch angezeigt werden, da der eingespeiste Strom vom Kraftwerk mitgezählt wird. Der Zähler würde also Verbrauch und Einspeisung verrechnen, anstatt sie getrennt zu messen.

Die Rücklaufsperre ist daher unverzichtbar für den korrekten Betrieb und die Abrechnung eines Balkonkraftwerks. Beim Kauf eines neuen Zählers oder Zählerwechsel sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass dieser über eine solche Sperre verfügt. Ansonsten ist keine getrennte Erfassung von Eigenverbrauch und Einspeisung möglich.

Moderne digitale Zweirichtungszähler verfügen in aller Regel über eine Rücklaufsperre. Bei älteren Ferraris-Zählern kann dies anders sein. Hier sollte man den Messstellenbetreiber kontaktieren und gegebenenfalls einen Zählerwechsel beantragen.

Zählerwechsel

In den meisten Fällen ist der Zählerwechsel für den Betrieb eines Balkonkraftwerks kostenlos. Der Netzbetreiber ist dazu verpflichtet, auf Wunsch einen geeigneten Zähler einzubauen.

Allerdings ist es nicht erlaubt, den Zähler selbst auszutauschen oder zu manipulieren. Der Wechsel darf nur von qualifiziertem Fachpersonal des Netzbetreibers durchgeführt werden. Wer den Zähler in Eigenregie tauscht, riskiert eine Anzeige wegen unbefugten Umgangs mit Messeinrichtungen.

Der Zähler gehört dem Netzbetreiber und darf nur von autorisiertem Personal gewartet und ausgetauscht werden. Als Verbraucher sollte man den Zählerwechsel schriftlich beim Netzbetreiber beantragen. Innerhalb weniger Wochen wird dann der neue Zähler installiert.

Kosten

Digitale Zweirichtungszähler mit Rücklaufsperre kosten zwischen 40 und 100 Euro beim Kauf. Hinzu kommen jährliche Kosten von bis zu 20 Euro, abhängig vom jeweiligen Anbieter.

Beim Erwerb eines neuen Zählers fallen auch einmalige Installationskosten an. Der eigentliche Zählerwechsel ist jedoch in der Regel kostenlos, da er vom Netzbetreiber durchgeführt wird.

Wer bereits einen Ferraris-Zähler hat, kann diesen unter Umständen nachrüsten lassen, um die Funktionalitäten eines digitalen Zählers zu erhalten. Dies ist jedoch nicht bei allen Modellen möglich und mit zusätzlichen Kosten verbunden.

Insgesamt lohnt sich die Anschaffung eines Zweirichtungszählers mit Rücklaufsperre auf lange Sicht durch die genauere Messung und Abrechnung des selbst erzeugten Solarstroms. Die Mehrkosten amortisieren sich über die Jahre des Betriebs.

Woran erkenne ich, ob mein Zähler eine Rücklaufsperre hat?

Es gibt einige Anzeichen, an denen man erkennen kann, ob der eigene Stromzähler über eine Rücklaufsperre verfügt:

  • Auf dem Typenschild oder Display des Zählers sollte ein Hinweis wie “Rücklaufsperre” oder “RLS” stehen.

  • Beim Blick auf den rotierenden Scheibenzähler läuft dieser nur in eine Richtung. Bei Rückwärtslauf würde er stehen bleiben.

  • In der Regel besitzen alle modernen digitalen Stromzähler inzwischen eine integrierte Rücklaufsperre. Bei älteren Modellen sollte man genauer nachsehen.

  • Die Stromrechnung weist keine Gutschrift für eingespeisten Strom auf. Bei einem Zähler ohne Rücklaufsperre wäre das der Fall.

  • Der Netzbetreiber kann auf Nachfrage mitteilen, ob eine Rücklaufsperre verbaut wurde.

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Wenn keines dieser Anzeichen auf eine Rücklaufsperre hindeutet, sollte man den Stromzähler austauschen lassen, um sicherzugehen. Die Kosten dafür übernimmt in der Regel der Netzbetreiber.

Ist ein Zähler ohne Rücklaufsperre illegal?

Nein, ein Zähler ohne Rücklaufsperre ist nicht illegal. Allerdings ist er für den Betrieb eines Balkonkraftwerks nicht geeignet, da er den eingespeisten Strom nicht korrekt erfassen kann.

Ohne Rücklaufsperre könnte der Zähler rückwärts laufen, wenn mehr Strom eingespeist als verbraucht wird. Dadurch würde fälschlicherweise ein negativer Stromverbrauch angezeigt. Die Einspeisung würde also nicht oder falsch gemessen.

Für den Betrieb eines Balkonkraftwerks ist daher ein Zähler mit Rücklaufsperre dringend empfohlen. Ansonsten lässt sich der erzeugte Solarstrom nicht korrekt abrechnen.

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Viele Netzbetreiber verlangen beim Anschluss eines Balkonkraftwerks auch einen Zähler mit Rücklaufsperre. Ein Zählerwechsel ist in der Regel kostenlos. Man begeht also keine Illegalität, wenn man zunächst einen Zähler ohne Rücklaufsperre hat. Dieser sollte für ein Balkonkraftwerk aber ausgetauscht werden.

Was kostet ein Zählerwechsel?

Der Wechsel auf einen modernen digitalen Zähler mit Rücklaufsperre ist in der Regel kostenlos oder zumindest sehr günstig. Der Netzbetreiber ist nach den Vorgaben der Bundesnetzagentur dazu verpflichtet, auf Wunsch einen solchen Zähler kostenfrei oder für eine geringe Gebühr von wenigen Euro einzubauen.

Lediglich wenn man den Zähler selbst tauscht, ohne den Netzbetreiber zu informieren, kann dies illegal sein und zusätzliche Kosten nach sich ziehen. Daher sollte man den Wechsel immer vom Netzbetreiber durchführen lassen.

Die Kosten für den Einbau eines neuen Zählers sind also in den meisten Fällen sehr gering. Es lohnt sich, beim Netzbetreiber nachzufragen, da die Modernisierung der Zähler und die Installation von Rücklaufsperren gefördert wird. Mit nur wenig Aufwand und Kosten kann man so seinen Zähler fit für den Betrieb einer Photovoltaik-Anlage oder eines Balkonkraftwerks machen.

Wie teuer ist ein digitaler Zähler?

Die Kosten für einen digitalen Zähler hängen von einigen Faktoren ab:

  • Neugerät oder Austauschgerät: Ein komplett neuer digitaler Zähler ist teurer als nur das Austauschen bei einem bereits vorhandenen Ferraris-Zähler.

  • Einrichtungs- oder Zweirichtungszähler: Zweirichtungszähler sind aufwändiger und daher teurer.

  • Zählergröße: Die Größe und Maximaleinspeisung bestimmen den Preis mit.

  • Montage: Teils müssen Installateure den Zähler fachgerecht einbauen, was weitere Kosten verursacht.

Preislich muss man etwa mit folgenden Kosten rechnen:

  • Einfacher Einrichtungszähler: 40-60 Euro
  • Zweirichtungszähler bis 20 kW: 60-100 Euro
  • Zweirichtungszähler bis 30 kW: 90-150 Euro

Dazu können jährliche Grundgebühren von 10-20 Euro anfallen. Die genauen Preise erfährt man bei seinem Energieversorger oder Netzbetreiber. Der Einbau ist in der Regel kostenlos oder kostengünstig.

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Gründer von Balkonkraftwerk800W. Seit 2019 spezialisiere ich mich auf das Verfassen zahlreicher Solar-PV-Testberichte, PV-Produktvergleiche und Balkonkraftwerk-Ratgeber. Ich behalte stets eine objektive und unabhängige Perspektive bei.

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